Samstag, März 29, 2014

Hm

Neulich fand ich einen Bericht im Fernsehen über Eltern, deren Kinder gerade dabei waren, ihr Abitur zu bestehen und wie die Eltern einfach nicht hin kriegten, ab dann den Kindern ihren Weg nicht mehr weiter vorzugeben.

Da ging es darum, dass die Eltern steif und fest einforderten, dass die gemeinsamen Ausflüge, Einkaufsbummel oder Samstagnachmittage weiter stattzufinden hätten, dass also die Kinder ihren geplanten Lebensmittelpunkt am besten im Elternhaus behalten sollten.

Was ist das bloß in meiner Generation und noch mehr bei denen, die etwa 10 Jahre jünger sind, dass die Menschen so dazu verleitet, derartige Kontroll-Besessene zu sein?

Es ist noch etwas länger her, als ein Bericht darüber lief, dass Universitäten Erstsemester-Orientierungs-Vorlesungen anbieten. Dagegen ist per se nichts zu sagen. Im Gegenteil! Das ausufernde, unübersichtliche Chaos an Universitäten eingedampft ein bisschen weniger mystisch aufzubereiten, hat mit Sicherheit Sinn.
Nur wurden diese Kurse für die ELTERN der Erstsemester angeboten!

Wie bitte?

Die lieben Kleinen sind zwar hochschulreif, sie dürfen wählen, Auto fahren und Kinder bekommen, aber sie sind nicht in der Lage, sich durch Chaos zu wurschteln, ohne, dass ein Elter ihnen dabei das Händchen aus dem Schatten legt?

Als Elter ist doch mein Ziel, die Zeit bis zum Flügge werden der Brut so zu nutzen, dass die lieben Kleinen aus ihren gemachten Erfahrungen ein eigenes Leben zu führen imstande sein würden.
Sie sollen die Schule durchlaufen, nach eigenen Fähigkeiten und Neigungen forschen und daraus eine Berufswahl treffen, die sie hoffentlich durch ein selbstbestimmtes Leben tragen kann.

Es kann doch nicht sein, dass mein ganzes Streben dahin geht, dass sich nichts verändert. Dass meine einzige Daseinsberechtigung daraus gezogen werden kann, dass ich den Nachwuchs im Haus behalte und dieser sich hoffentlich eines Tages genauso aufopferungsvoll um mich kümmern wird, wie ich mich jahrzehntelang um ihn gesorgt habe. Und ich lasse ihn das auch noch wissen - teile ihm mit, wie traurig ich sein werde, dass er mich in seiner Zugvogelmanier zurücklassen wird und dass das doch wohl überhaupt nicht geht.

Ich bin ja auch eine unverbesserliche Glucke. Wo die Kleinen sich rumtreiben und mit wem sie ihre Zeit verbringen, möchte ich schon wissen. Aber ich hoffe doch sehr, dass ich mich freuen werde, wenn mein Sohn seinen Weg findet, ohne, dass ich über jeden Schritt informiert sein werde. Er wird auf seinem Weg stolpern und geradeaus gehen und hoffentlich ein Ziel haben, das ihn zufrieden sein lässt.
Er kann sicher sein, dass hier immer ein Hafen sein wird, aber vielleicht gibt es irgendwo einen Kontinent zu entdecken, für den sich Abenteuer lohnen.
Seine Voraussetzungen sind unsagbar widersprüchlich. Ich hoffe doch sehr, dass er genug Erfahrungen machen konnte, die es ihm erlauben werden, diese Voraussetzungen zu kompensieren, eigene Netzwerke aufzubauen, reflektierte Entscheidungen zu treffen und über die Konsequenzen nicht langwierig zu lamentieren.

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