Samstag, April 19, 2014

Der Frosch und das heiße Wasser

Der letzte Schrei aus den USA heißt wohl Selftracking.

Jetzt bringt man sich nicht mehr einfach nur in Form, jetzt überprüft man, ob man sich effizient in Form gebracht hat.

Vielleicht liegt es daran, dass ich in einem kleinen Dorf wohne - oder am Alter ... ich verstehe nicht, warum ich immer hinterfragen muss, ob das, was ich tue oder nicht tue, effizient ist.

Möglicherweise ist das eine neue Art der Suche nach dem Sinn des Lebens, nach etwas, was die Menschheit schon seit Jahrtausenden fasziniert und nach dem Ausfall der religiösen Heimat muss etwas Neues als Ersatz herhalten. Die moderne geflügelte Jahresendfigur heißt Mini-Gadget.

Nun soll in seinem Universum jeder nach seiner Façon selig werden, so lange er das Universum zusammen hält. Diese zunehmende Speicherung von persönlichsten Daten bis hin zum Schritte zählen, halte ich allerdings für den richtigen Weg ins Jahr 1984. Die in immer persönlichere Bereiche eingreifende Regelungstendenz, Plastikgeld ist so wahnsinnig einfach zu nutzen, die eigene Art, Auto zu fahren wird an Versicherungen gemeldet, denn jemand, der den Regeln konform fährt, darf dann weniger Versicherungsbeiträge zahlen, Kühlschränke melden direkt an den Supermarkt, welche Artikel zur Neige gehen und die Lieferung erfolgt prompt, Gesundheitsgadgets melden dem User, wie gesund er sich den Tag über verhalten hat, im Computer wird personalisierte Werbung nach dem Nutzerverhalten ausgestreut, die Fernseher können von Ferne ab- und freigeschaltet werden, wenn die bezahlten Laufzeit für den HD-Empfang abgelaufen ist und alle Telefonate, Buchungen, Bestellungen, Einkäufe, Informationen, Fotos, Filme, Straßenkarten, Berufs- und Unterhaltungsinformationen können über das Smartphone erledigt werden und alle machen mit.

Was für ein Paradis für Big Brother!

Jeder Zahlungsverkehr ist überprüfbar, ein Bewegungsprofil erstellbar, Konsum ablesbar, Gesundheitsrisiken einschätzbar, persönliche Interessen einsehbar, ins Wohnzimmer kann gesehen werden oder in alle Räume einer Wohneinheit, da ja mindestens in jedem Zimmer ein Fernseher oder ein PC steht und alle Kontakte können mit ins Netz gezogen werden. Und alle machen mit. Freiwillig!

Und bis das Wasser kocht, haben sich alle Frösche schon lange daran gewöhnt.

2 Kommentare:

  1. und dann gibt es auch noch die leute, die freiwillig alles aus der familie, ihre ansichten und gedanken ins netz stellen, auf dass die ganze welt es lesen kann

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  2. Jupp ... wie gesagt ... es soll jeder in seinem Universum nach seiner Façon selig werden ... ich müsste allerdings ein bisschen suchen, bis auf dieser Seite zeitaktuelle Aufenthaltsorte, Handybestellungen, Adressbücher oder gar Kontobewegungen veröffentlicht gefunden sind ...

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