Donnerstag, Mai 27, 2010

Der kleine Bube freut sich auf seine kommende Zeit als Einzelkind

Wir liegen in den letzten Zügen.

In diesem Jahr wird noch einiges los sein und dann ist auch schon wieder Weihnachten.
Mein Großer hatte Anfang Januar einige ernste Gespräche mit Eltern und Schulleitung zu führen, da ungewiss geworden war, ob er wohl das Klassenziel des 10. Schuljahrs erreichen würde.

Die Schule, d. h. die Lehrer der Hauptfächer, teilten die Meinung, er sei auf der falschen Schule, wir, die Eltern, hegten wenig Hoffnung.
Mit großem Tamtam, es sollte ihn ja beeindrucken, leiteten wir Plan B und C ein, für den Fall, dass er sich auf "seiner" Schule nicht würde halten können.
Plan B war dabei ein Neustart auf einer Gesamtschule in entgegengesetzter Himmelsrichtung, Plan C war ein Auszeitjahr im Ausland. Plan A sollte er weiter verfolgen, es war schließlich noch ein halbes Jahr Zeit, die Noten zu retten.

Plan B platzte, als die Gesamtschule mitteile, sie würde keine Gymnasiasten aufnehmen, sie hätten genug eigene Aufstieglinge sowie Realschüler, die zuerst berücksichtigt werden müssten. Plan C hing erst davon ab, überhaupt eine Organisation zu finden, die im Februar noch Anmeldungen entgegen nimmt. November ist in der Regel Deadline, doch da wusste ich ja noch nicht, dass ein Plan C nötig werden könnte. Später ging es darum, dass Bube die geforderten Unterlagen nicht zusammengetragen hatte, er wusste wohl nicht, wie das geht und spielte Vogel Strauß, anstatt sich zu melden, so dass Muttern binnen einer Woche alle Amts-, Doktor- und Schulspiele abhandelte. Ich mache mir bis heute Vorwürfe, ihn da zu sehr alleine gelassen zu haben. Dann schließlich der wichtigste Brocken, ob eine Versetzung würde stattfinden können, doch schließlich bestätigte die Schulleitung eine massive Verbesserung in fast allen Fächern, so dass Bube im August in die USA reisen wird.

Paranoid sind die ja. Lässt sich nicht anders beschreiben. Impfungen müssen lückenlos nachgewiesen werden, ein Reisepass muss mindestens so lange gültig sein, eine Tuberkuloseinfektion muss amtlich ausgeschlossen werden, ein Visum muss noch beantragt werden usw. usw.

Heute nun ist die größte zeitliche Hürde genommen, der Reisepass wird vom Amt abgeholt und weitergeleitet um das Schreiben für die Beantragung des Visums zu bekommen und das Visum damit beantragen zu können.

Eine Kreditkarte braucht er noch. Missbiligend nahm ich diesen Punkt zur Kenntnis. Ich traue keiner Plastikkarte als Zahlungsmittel. Man verliert damit leicht den Überblick über seine Verhältnisse, doch das wird nicht anders gehen. Und ein Handy vor Ort will sich als sinnvoll in den Sinn schummeln.

Hach, wir haben so wenig Zeit übrig!

Ein Vorbereitungstreffen ist im Juni, da werde ich ihn wohl hin bringen und dann war da auch noch der Workshop, den er mit einem Schulkollegen dafür gewann, dass sie dieses Mal die chemischen Versuche fast gänzlich alleine stemmten und ich nur noch den Auftrag hatte, über 700 Fotos zu sichten, zu sortieren, einzufügen und mit Text zu versehen. Die Pfriemelarbeit blieb unbeliebt. Recherche stellte ich ihnen als Aufgabe. Was da kam, war eher dürftig, doch ausbaufähig und unter Zuhilfenahme der studierten Verwandtschaft ließ sich auch das Problem der mir gänzlich unlogisch erscheinenden Reaktionsgleichungen lösen.
Zum 5. Mal gaben die beiden Jungs eine Ausarbeitung ab, jedes Jahr wurde mehr von ihnen alleine, mit immer weniger Anleitung geleistet - ich finde ihre Fortschritte in dieser Richtung phänomenal! (Und es hat Auswirkungen auf andere Fächer. Hausarbeiten, die der große Bube abgibt, sind durchweg positiv bewertet worden.)
41 Seiten reichten jedenfalls, um zum Workshop eingeladen zu werden und beide Buben sind nun sehr stolz auf sich ... nicht minder übrigens die Schule, die sich auf die Fahnen schreibt, die Grundlagen für diese Ausarbeitung gelegt zu haben. Nun ja.

Ich bin ja immer noch der Ansicht, dass in der Schule zu sehr das bewertet wird, was neben dem Schulbetrieb aufgenommen und gelernt wird und dass zu wenig Berücksichtigung findet, welche Fortschritte ein Schüler machte. Es wird immer wieder ein Wissensstand abgefragt, doch ein Lehrer ist irgendwann so ausgelaugt, dass er keine andere Möglichkeit mehr hat, als vorne an der Tafel zu beschreiben, was die Schüler einer Klasse können sollen und wie sie sich das Wissen aneignen, das ist nicht mehr seine Sache. Wie auch - bei 150 Schülern, die ein Lehrer gleichzeitig zu betreuen hat.

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