Montag, Juni 20, 2011

Wenn einer eine Reise tut ...

dann geht das nicht immer ganz glatt:

Am 17. Juni am Abend Ortszeit sollte Sohni mit dem Flug United Airlines von Washington aus nach Frankfurt am Main fliegen und am 18. Juni am Morgen Ortszeit ankommen. Die Buchung wurde ein Jahr vorher bestätigt, sonst hätte er gar nicht in die geheiligten United States of the Free einreisen dürfen.

Nun hatte United Airlines am 17.06. das Problem eines größeren, landesweiten Computer-Ausfalls, der Flug aus Washington wurde komplett gestrichen.

Sohni stand nun auf dem Flughafen in Washington und versuchte, einen anderen Flug zu bekommen, was sich seltsamerweise schwierig gestaltete. Offenbar wurde er auf Wartelisten gesetzt und immer wieder vertröstet, dass die Flieger alle überbucht seien, da so viele Flüge ausgefallen seien. Mit jungen Leuten kann man sowas ja machen.

Darüber informierte er uns telefonisch von einem Lufthansa- Schalter aus, niemand von United Airlines hatte ihm einen Anruf angeboten. Er meinte, dass er auf einer Warteliste für einen Flug nach Frankfurt sei, dass aber wegen Überbuchung nicht sicher sei, in welchem Flieger er würde mitfliegen dürfen.

Ich erkundigte mich beim Frankfurter Flughafen nach einer Telefonnummer, über die ich mit United Airlines Kontakt aufnehmen konnte, und rief dort an. Nun ist an einem Samstag kein deutschsprachiger Mitarbeiter erreichbar, der sehr schnell englisch sprechenden Mitarbeiterin konnte ich entnehmen, dass Sohni auf ein Flugzeug über Miami umgebucht worden war und dass er darüber informiert worden sei, dass er diesen Flug aber nicht angetreten habe. Davon hatte Sohni aber im Telefonat mit mir nichts erwähnt und später bestätigte er auch, dass diese Information nicht bei ihm angekommen ist. Und er hatte mit einigen Mitarbeitern von United Airlines in Washington gesprochen.

Am 18. Juni, also nach einem ganzen Tag, bekam Sohni immer noch keine Bestätigung, dass er definitiv auf einen Flug gebucht ist, deshalb schrieb er mir per Mail einen Hilferuf nach Deutschland, er käme mit den Mitarbeitern vor Ort nicht weiter, er würde immer wieder auf endlose Wartelisten gesetzt.

In Frankfurt war am Samstag Abend gar kein Mitarbeiter mehr erreichbar - insgeheim verfluchte ich die Gewerkschaften - also rief ich die Telefonnummer der Reservierung von United Airlines in den USA an. Zu Beginn des Telefonats sollte ich einer Maschine erklären, welche Reservierungsnummer ich hätte und was ich überhaupt wollte - so gut ist mein Englisch anscheinend doch nicht, der Apparat entschuldigte sich laufend, dass es sein Fehler sei, dass er mir nicht helfen konnte, was irgendwie seltsam klang, doch nach einer Weile hatte ich tatsächlich einen atmenden Mitarbeiter am Telefon, der wirklich versuchte, zu helfen. Er buchte Sohni definitiv auf den nächstmöglichen Flug von United Airlines von Washington nach Zürich, Abflug am Abend Ortszeit, so er den Check In schaffen würde, die Zeit drängte.

Diese Information erreichte Sohni per Blitzmail, er beeilte sich, zum Check-In-Counter zu kommen, dort war jedoch diese Buchung nicht bekannt, er rannte also durch den halben Flughafen zurück dahin, von wo aus der Mails schreiben konnte, und erklärte, die Buchung sei durchaus nicht definitiv, die Dame am Schalter könne ihn nicht finden, was mich ein wenig an die Buchung auf den Flug via Miami erinnerte. Ich fragte mich, ob die Vernetzung der Computer noch Ausfallerscheinungen vom Freitag hatte.

Also rief ich erneut bei der Reservierungsabteilung in den USA an, dieses Mal konnte die Maschine helfen, die Stimme bestätigte die Buchung auf der Maschine nach Zürich. Da die Zeit drängte, schrieb ich an Sohni, er solle sich nichts anderes erzählen lassen, die Buchung sei fest und er beeilte sich, wieder zum Einchecken zu kommen. Da ich danach nichts mehr hörte, ging ich davon aus, dass er den Flug bekommen hat, war mir aber nicht sicher.

Am nächsten Morgen, bevor das Flugzeug in Zürich landen sollte, versuchte ich nochmals, eine Bestätigung zu erhalten, ob Sohni in den Flieger aus Washinton hatte einsteigen können. Die einzige Möglichkeit war ein erneuter Anruf in den USA, da weder der Flughafen Frankfurt solche Informationen hat noch United Airlines in Deutschland erreichbar war (am Sonntag gelten da anscheinend irgendwelche Vorschriften, die einem das Leben schwer machen) und die Lufthansa, deren Leitungen sonntags besetzt sind, ist halt nicht United Airlines, die einen wissen über der anderen Buchungen gar nichts, selbst, wenn sie ihnen die Flugzeuge zur Verfügung stellen. Die Maschine der Reservierungsabteilung konnte ich erneut überreden, mir einen menschlichen Mitarbeiter in die Leitung zu holen, dem ich das Problem zu schildern versuchte. Mein Englisch schrumpfte im Laufe des Gesprächs auf rudimentäres Minimalwissen zusammen. Es wirkte, er bekam Mitleid und sagte zu, er würde versuchen, nachzusehen, ob Sohni hatte einsteigen können, hängte mich in die Warteschleife und da hing ich von da an. Einmal meldete er sich zwischendurch, darüber zu informieren, dass er noch auf eine Auskunft wartete, nach insgesamt einer halben Stunde legte ich auf. Ich hatte dann doch keine Hoffnung mehr, dass er mir helfen würde.

Wir entschieden uns im Familienrat, dass wir so tun sollten, als habe Sohni mitfliegen und auch in Zürich weiterfliegen dürfen, da erreichte uns ein Anruf von Sohni, dass er in Zürich keine Reservierung vorgefunden habe, die Reservierung auf den Lufthansa Flug sei nicht bestätigt, er könne also erst mit dem späteren Lufthansa Flug kommen und das auch nur, wenn ein Platz frei sei.

Die ganze Familie fuhr also auf gut Glück zum Flughafen, wir parkten im Irgendwo des umfassend gestalteten Parkhauses, gingen zum Ankunftsterminal und sahen auf der Anzeigetafel, dass das Flugzeug aus Zürich gelandet war, dass wir zum Gate B1 im Terminal 1 gehen könnten, dort müssten wir Sohni in Empfang nehmen können.

Nun ist bei dieser Rückreise aber wirklich alles verhext gelaufen, das Gepäck ging unterwegs auch noch verloren, so dass wir nicht nur von nichts etwas wussten, nein, Sohni kam auch nicht aus Ausgang B1, er kümmerte sich ja um eine Verlustmeldung seines Koffers. Ich begann dann doch, nervös zu werden. Solange Sohni in Washington war, wusste ich, dass er nicht verloren gehen konnte, ich wusste aber nicht, was in Zürich passiert war und dass er in Frankfurt nach seinen Koffern suchte, wusste ich ja auch nicht.

Es ging schließlich alles gut aus, Sohni stand plötzlich hinter statt vor uns, er hatte die Kofferausgabe durch einen anderen Ausgang verlassen und uns gefunden und wir waren sehr froh, ihn heil in die Arme schließen zu können.

Und sein Gepäck wird auch noch eintrudeln, denke ich …

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