Freitag, April 15, 2011

Die Polizei, Dein Freund und Helfer

Letzter Schultag vor den Ferien. Was tun Lehrer da tun? Sie verkürzen die Unterrichtszeit und schicken die lieben Kleinen zwei Stunden früher nach Hause.

Nun ist es so, dass die lieben Kleinen aus dem hiesigen Dorf in Fällen des früheren Aushabens mit dem Zug heimwärts reisen, nach der üblichen 6. Stunde sind die Busfahrzeiten günstiger.
Zugfahren ist also ungewöhnlich und dann fahren da ja auch noch andere Fahrgäste mit, die, unbeobachtet durch Autoritäten, ihren Leidenschaften sich hingeben können.

Eine dieser Leidenschaften scheint dissen zu sein, jedenfalls erreichte mich heute der Hilferuft dreier 11-Jähriger, die sich nicht trauten, in den richtigen Zug zu steigen, da eine wildgewordene Horde Halbwüchsiger sie schon wieder belästigt hatte.
Die Erzählung klang dramatisch genug, so dass ich mich ins Auto schwang, gen Bahnhof düste und dort drei recht kleinlaute Jungs antraf.

Drei Halbstarke beiderlei Geschlechts hätten sich schon zum zweiten Mal über sie hergemacht. Nicht ausdrücklich physisch, es reichte aber, dass die drei Großen sich einen der Kleinen herauspickten, ihn an das Geländer des Parkplatzes trieben und ihn bedrängten, ohne ihm eine Möglichkeit zur Flucht zu lassen. Sprachlos standen die anderen beiden Jungs daneben. Sie fühlten sich irgendwie hilflos. Unvorbereitet darauf, sich mit Knallchargen auseinanderzusetzen - was davon kommt, wenn man versucht, seine Kinder zu anständigen Menschen zu erziehen, die sich gewaltfrei durch die Welt bewegen.

Mir selbst gingen mörderische Gedanken durch den Sinn, in solchen Fällen kommt es vor, dass mein normalerweise sehr rational denkendes Denkorgan komplett irrational reagiert und ich rief mich zur Ordnung. Selbst ist in diesen Fällen nicht die Frau. Kurzerhand überlegte ich eine Lösung - der Blick fiel auf das Reisezentrum samt Informationsschalter. Wartenderweis weiß ich nun, warum die Schalter mehr und mehr abgeschafft werden. Pro Kunde 20 Minuten für eine Fahrkarte zu verbraten ist nicht wirtschaftlich!
Schließlich konnte ich aber noch einen der Bahnmitarbeiter ansprechen, er meinte, es gäbe auf dem Bahnhof in Bad Kreuznach niemanden, der für Fälle des Pöbelns durch Passagiere zuständig sei, es sei aber die Bundespolizei auf dem Gelände, diese kümmerten sich, wenn sie darauf aufmerksam gemacht würden, dass sie sich kümmern sollten.
Kurz stritt sich die Meinung, es sei kein Fall für die Polizei mit der Meinung, das könne man nicht auf sich beruhen lassen, da dann das Thema Zugfahren auf absehbare Zeit erledigt sein und ein mütterlicher Fahrdienst eingerichtet würde, und wir taperten zur Tür mit der Aufschrift "Bundespolizei".

Ein bisschen seltsam erschien mir, dass wir unser Anliegen zwischen Tür und Angel vortragen sollten, damit der zuständige Wachhabende entscheiden konnte, welcher Grad an Wichtigkeit erreicht wäre, doch er bat uns herein.
Drei heftig beeindruckten und nervösen Jungs einen sinnvollen Bericht zu entlocken, ist gar nicht so einfach und am Ende bot der Polizist an, die Jungs sollten sie die Telefonnummer der Dienststelle ins Handy notieren. Sobald sie der drei Typen ansichtig würden, sollten sie sofort diese Nummer anrufen, die Polizei, da nur einige Meter vom Bahnsteig entfernt, sei dann umgehend vor Ort, die Figuren mal anzusehen.

Nett fand ich ja, dass der gute Mann uns nicht umgehend wegen minderschweren Falls nach Hause geschickt hatte, dass er sich den konfusen Wust von drei Kindern anhörte und eine machbare Lösung suchte. Dass er nicht genug Personal zur Verfügung hat, einen Personenschutz zu organisieren, wusste die Meinung mit der Geringfügigkeit ja schon vorher. Jedenfalls hatten die Jungs vermittelt bekommen, sie würden ernst genommen.

Am Ende wird es darauf hinauslaufen, dass, sollten sie diesen Zug wieder einmal nehmen müssen, mindestens ein Elternteil eine Abholung auf die Beine stellen wird, da die Kinder die Polizei voraussichtlich nicht anrufen werden. So waren wir in stundenlangen Gesprächen und Telefonaten unter uns Eltern nach der Rückkehr ins heimatliche Hinterwäldlerdorf verblieben.

Wie anders die Welt da draußen sein kann. Bei uns in der Straße kann ein Auto samt Schlüssel im Türschloss tagelang in der Öffentlichkeit gut sichtbar rumstehen, es steht nach diesen Tagen immer noch vor der Tür, doch kaum in der mittelgroßen Mittelstadt findet man sich mitten im Dschungel wieder ...

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