Samstag, Dezember 01, 2007

1. Dezember, Adventskranzaufstelltag




Der Kleine Bube wollte fast schon vor dem Adventskalender übernachten, um das Öffnen heute nicht zu verpassen. Rabenmutter, die ich bin, verbot ich ihm Selbiges. Heute Morgen öffnete er die erste Tür und wollte mit den folgenden Nummern gleich weitermachen, was ich wiederum untersagte, woraufhin er seine Playmobil und Lego-Schubladen durchforstete auf der Suche nach Piraten und Zubehör - es versteckte sich nicht besonders gut ... die Playmobil-Insel steht also schon voll ausgerüstet in der Küche, sie wird bis Heilig Abend wegen Überfüllung geschlossen werden.

Die Urgroßmutter meiner Söhne feierte heute noch einen Geburtstag. Alle Jahre rechnet man mit dem Schlimmsten, doch sie schlägt Schnippchen um Schippchen ... Jede unserer Begegnungen begleitet ein hundsmiserables Gefühl meinerseits: ich möchte nicht 93 Jahre alt werden und ich frage mich ernsthaft, ob es schlimm ist, 93 und dement das Leben hinter sich zu lassen ... nicht, dass ich ihr die Tage nicht gönnte, doch ich kann mir wirklich was Besseres vorstellen, als meine Kinder wegen Pflegebedürftigkeit zuhause anzubinden und gar nichts mehr selber hinzubekommen ...

Wie sich vermuten lässt, richtete sie die Kaffeetafel nicht selbst aus, das tat ihre Tochter, ihrerseits Oma meiner Söhne.

Um diesen Termin und auch noch das Einkaufsspektakel am Abend ungestört zu schaffen, raste ich schnell nach dem Mittagessen zum Friseur - es lässt in früheren Einträgen sich nachlesen, mit welcher Begeisterung, da brauche ich mich nicht zu wiederholen, doch heute war es besonders schlimm ... gut gelaunt ob eines erstandenen, außergewöhnlichen Adventsfüllhorns nebst roter, minilichtergefüllter Kugel und nach Genuss eines köstlichen Stücks Rumtopftorte, nahm ich auf dem Stuhl Platz und wurde kurze Zeit danach von einer Friseurin zum Waschbecken gerufen mit den Worten: "Junge Frau ..." ... ... ...

Wie bitte?

Sowas sagt man alten Leuten! Abgesehen von meiner verletzten Eitelkeit zählte sie die halbe Anzahl meiner Lenze (aus dieser Perspektive muss ich wohl Nachsicht üben), das erzählte sie ungefragt, während sie schnitt, ich erfuhr vom Macho, der ihr zuhause das Leben schwer machte und hörte von der benachbart schneidenden Friseurin, das diese von ihrem Freund ganz böse Sachen gesagt bekommen habe, als sie ihn fragte, ob er mit zur Weihnachtsfeier ihres Arbeitgebers käme ... Alice Schwarzer würde sich im Grabe umdrehen - zum Glück ist sie noch quicklebendig ...

Unnötig zu erwähnen, dass es wieder nicht klappte mit dem 'hinten kurz und nach vorne hin länger werdend', im Zuge des stufig Schneidens wurde die Strähne direkt neben dem Gesicht richtig gekürzt, so dass monatelanges Herauswachsenlassen gerade mal eben für die Katze waren ... Herrje! ... Bob soll doch modern sein, bekommt Ihr denn nur Topfschnitte hin???

Anschließend raste ich zum Auto, um wenigstens noch einigermaßen pünktlich zur Tafel zu erscheinen, da ertönte ein sehr hohes, sehr leises Piepsen, als ich in den Fahrersitz sank. Mir schwante Böses und tatsächlich hatte ich in der Aufregung des bevorstehenden Friseurbesuches das Licht angelassen. Die Batterie war also alle.

Nun ist der Laden ein Großer, es gibt dort auch eine Autozubehörabteilung und als ich um Hilfe ersuchte, eilte ein Helferlein von dort aus herbei, eine tragbare Starthilfe unter dem Arm. Mein Kistchen startete wieder und ich flog nach Hause. Leise hatte ich gehofft, dass einer der Männer die Eierlikörflasche in Geschenkpapier gewickelt habe ... nun ... die Hoffnung stirbt halt zuletzt, und so lange dauert Einpacken auch wieder nicht.

Dafür gab es einen gemütlichen Kaffeeplausch. Alle Enkel der Jubilarin hatten sich versammelt, teilweise auch die Gesponste dazu und einige wenige Urenkel, nämlich die ganz kleinen, die sich noch nicht wehren können ...



Nachtrag: Beim Erwerb des Adventsfüllhorns heute standen Menschen Schlange. Alle hofften, den Lotto-Jackpot zu knacken, wobei ein Lottospieler - nebenbei bemerkt - wahrscheinlicher auf der Straße überfahren wird, als die richtigen 7 Zahlen tippt ... mein Kleiner fragte, ob wir auch Lotto spielen wollten und ich erklärte , dass wir das Geld lieber anders ausgeben.
Im Radio meldeten die Nachrichten, in Deutschland seien heute 150 Millionen Euro ausgegeben worden. Dafür, einige Kreuzerl auf ein Stück Papier zu malen. Bei solchen Einnahmen können gut mal 38 Millionen Euro ausgezahlt werden. Vor allem, da vom letzten Mittwoch nochmal 75 Millionen Einnahmen dazu kommen ... meine Kreuzer sind nicht dabei. Zum Glück.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen