Wenn man schon mal in einer großen Stadt rum läuft, dann kann man was erleben ...
Auf dem Weg zurück zum Parkplatz laufe ich so neben der großen Straße her - Ziel ist ein Zebrastreifen neben einer Kirche, auf dem die große Straße sicher überquert werden können sollte.
Die Ohrstöpsel vom MP3-Player ins Ohr gestöpselt blenden die Außenwelt einigermaßen aus, ich konzentriere mich auf die Abwicklung der Zubereitung des Mittagessens - gibt es Reste oder gebe ich den Kinderwünschen nach und brutzele das all-montägliche Spaghetti-Menue zusammen? Ich bin spät dran, der Jüngste wird vor mir zuhause sein ... vor meinem geistigen Auge taucht sein vorwurfsvoller Blick auf, weil er auf das Mittagessen warten muss ... Da seh ich mit den richtigen Augen einen Fahrradfahrer auf dem Fußweg neben dem Zebrastreifen, auf welchen ich zusteuere und denke noch: "der fährt aber komisch ...", da biegt dieser Fahrradfahrer auf den Zebrastreifen ab ... ich denke: "Das hätte ich jetzt nicht gedacht", da tut es einen dumpfen Bums und ein weißer Lieferwagen schrammt mit Schmackes am Fahrradfahrer entlang. Dieser landet samt Fahrrad auf der Fahrbahn, ich denke: "Anhalten! Der Lieferwagen muss anhalten!", da steht dieser schon, ohne eine Extremität mit einem Rad zu belasten.
Die junge Frau steht auf, sie meint, ihr fehle nichts, sie müsse in die Schule, doch sie kann kaum aufrecht stehen und zittert sich einen zurecht.
Umstehende müssen sie überreden, einen Krankenwagen anzurufen, sie besteht darauf, in die gleich neben der Kirche stehende Schule zu gehen, um dem Unterricht zu folgen. "Schock!" denke ich und stimme in den allgemeinen Chor ein, der Krankenwagen sei abzuwarten. Inzwischen sind bei der jungen Frau die Tränen ausgebrochen - nicht weiter verwunderlich - ihr Arm tut weh, ihre Hand spürt sie nicht, die Kratzer in den Handinnenflächen sieht sie mit Erstaunen an. Dem Vorschlag einer Passantin, ihrem Freund eine SMS zu schicken, stimmt sie zögerlich zu, ihre Eltern möchte sie lieber nicht informieren ... ... ...
Irgendwer hat die Polizei angerufen, zwei Beamte kommen dazu, nehmen auf, was die Umstehenden zu sagen haben, kümmern sich darum, dass der Notarzt kommt und schicken alle unwichtigen Figuren nach Hause, sie würden alles weitere übernehmen.
Meines Erachtens hatte der Fahrer des Lieferwagens wenig Chancen, die junge Frau auf dem Fahrrad nicht anzufahren. Sie fuhr, langsam zwar und beobachtend, wie der Verkehr reagierte, doch ohne anzuhalten, vom Fußweg auf den Zebrastreifen; bis er hätte sehen können, was sie vor hatte, war sie vermutlich schon in seinem toten Winkel verschwunden ... Er erwischte sie mit voller Breitseite, nicht mit der Vorderseite des Kotflügels, doch der Schlag, den es tut, wenn der Aufprall stattfindet, der ist unvergesslich.
Ist natürlich böse - Zebrastreifen ist rechtlich Bürgersteig. Blindes Fahrrad schön und gut - das gibt Mitschuld.
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