Dienstag, Oktober 17, 2006

wenn man sich wundert

Was für eine Debatte!
Urplötzlich fällt in der Politik, in den Zeitungen und im Fernsehen auf, dass es Menschen gibt, die aus dem System der nützlichen Menschen in diesem Land herausfallen.
Letzte Woche gab es diese Menschen noch nicht, erst diese Woche fielen sie urplötzlich von den Bäumen, junge, alte, hoffnungsfrohe und hoffnungslose Menschen, die sich mehr oder weniger in einem System eingerichtet haben, das sie nicht mehr braucht.

Anlass dieser Diskussion war, dass zwei, andere Quellen sagen drei, Mitarbeiter eines Jugendamtes, zuständig für 640 Kinder, versäumten, einen kleinen Jungen aus unerträglichen Verhältnissen zu holen, da sie nicht in der Lage waren, sich selbst vom Leben in der Familie ein Bild zu machen, sie waren einfach nicht bei dem kleinen Jungen zu Hause gewesen und nicht darüber informiert, was sein Vater trieb, obwohl sie eigentlich "nur" hätten Akten studieren müssen.
Ich befürchte, diese Mitarbeiter des Jugendamtes trifft nur wenig Schuld, vor einem solchen Berg kann man die Augen zu machen, innerlich kündigen oder depressiv und kraftlos werden.

Das Problem fängt aber doch anderswo an ... abgesehen von jenen Menschen, die nicht mehr arbeiten wollen, werden ganz viele Figuren nicht mehr gebraucht, denn Tätigkeiten, die auch ohne Studium ausgeübt werden können, werden von Maschinen übernommen ... Akkordarbeit, Zusammenschrauben am Band, Näharbeiten, all die Arbeiten, für die früher mal ein Heer von Arbeitern gebraucht wurde, erledigen heute große, kleine, rundumdieUhr-einsetzbare Wunderwerke der Technik und niemand schuf Ersatzbeschäftigungen für Menschen, die nicht Ingenieur werden können, da sie dafür den Verstand nicht haben.

Die Arbeiterschaft war eigentlich nur der Anfang, selbst, wenn diese nun schon fast durch ist mit der Überflüssigwerdung, zurzeit werden Versicherungsagenten abgeschafft, die Allianz braucht weniger Mitarbeiter, dafür mehr Gewinn, der nicht mehr in diesem unserem Lande erwirtschaftet wird - wer soll ohne Arbeit eine Versicherung abschließen, dafür wird mit dem Gewinn durch den Verkauf von Policen an eine halbe Milliarde Chinesen gerechnet, Geisteswissenschaftler finden kein Unterkommen mehr, denn die Budgets für Kunst und Kultur sind klein, und auch sonst sollte man sich, wenn man denn die Voraussetzungen dafür besitzt, genau überlegen, welchen Studiengang man einschlägt, und ob man sich in der Lage sieht, für einen Beruf, den in Deutschland keiner mehr braucht, auch ins Ausland zu gehen ...

Sicherlich ist der Begriff "Unterschicht" kein schöner, doch es ändert sich nichts am Problem, wenn eine nettere Worthülse Verwendung findet. Die Sozialdemokratie hat ihre Kinder gebildet und die Möglichkeit geschaffen, in die Mittelschicht aufzusteigen, wer konnte, nahm die Gelegenheit war, wer es nicht konnte, ist immer noch unten ... und wird nicht mehr gebraucht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen