Mittwoch, Oktober 08, 2008

Abend der Sechste

Nass. Das ist eine treffende Beschreibung für den heutigen Tag.

Wasser kam von oben und von unten, das von unten war gewollt.

Den Großen piekten die Hormone, grandios motzten wir uns gegenseitig an, keiner wollte nachgeben, er nicht, weil er es in seinem Alter nötig hat, ich nicht, weil ich immer befürchte, einmal und dann für immer verloren zu haben. Rein staturmäßig wächst er mir schließlich langsam über den Kopf, was auch mit einer körperlich zunehmenden Überlegenheit einhergeht, da geht nur noch die verbale Tour - so lange es halt so geht ... bis jetzt weiß er noch nicht, dass er eigentlich am längeren Hebel sitzt und ich werde einen Teufel tun, es ihn wissen zu lassen ... er ging mit uns anderen aus dem Haus.

Schon wieder fielen wir beim Bäcker ein, frisch schmeckt es einfach legga, außerdem wollte ich auf dem Schiff, das bis zu den Seehundbänken schipperten sollte, nix erwerben. Das Urlaubsbudget ist nicht zur Versorgung der Kantine eines Ausflugsdieslers gedacht, da denke ich gänzlich schwäbisch. Und Zeit habe ich auch. Ganz viel, wenn ich weiß, wie die Busfahrpläne sind und der große Bube nicht, der soll aber mal gucken, welcher Bus uns an die Anlegestelle bringen könnte. Er hatte den Busfahrer genötigt, zu warten, wovon ich nichts wusste, was er aber meinte, dass ich hätte wissen sollen, weil er schließlich dafür gesorgt hätte, dass der Busfahrer wartet, doch ich schlenderte zur Haltestelle und das hatte dem Busfahrer dann zu lange gedauert. Dieser Vorfall trug wesentlich dazu bei, dass Bube auf mich immer noch nicht gut zu sprechen war, und dieser Zustand hatte sich auch nicht gebessert, als der von mir erwartete Bus - mit eben jenem Busfahrer, welcher vorher nicht gewartet hatte - vorfuhr, wir somit das Schiff rechtzeitig erreichten.

"Tickets erhalten Sie auf der Brücke" stand da. Jungs! Bei mir handelt es sich um eine Landratte! Wenn im Traumschiff jemand "Brücke" secht, dann kann ich schalten, dass der Kapitän von seinem Arbeitsstand sprecht. Wenn ich aber am Kai stehe und ein Schiff schaukelt im Wasser und meine Gehirnzellen sind damit befasst, herauszufinden, wo man die Tickets bekommen kann, dann hilft mir der Begriff "Brücke" nur insofern weiter, als dass ein brückenähnliches Bauteil am Anleger bitte schön "Hier!" zu rufen hat. Der große Bube freute sich, als er mich drauf heben konnte. Auf den falschen Dampfer, nicht auf die Brücke. Er war anschließend wieder besser drauf.

Kaum auf dem Schiff, die Tickets noch in der Hand, suchten wir eine Bank und schon brachen die Dieselabgase über uns herein. Ich hegte die leise Hoffnung, dass Fahrtwinde die Gerüche hinter dem Schiff würden abziehen lassen. Taten sie nicht; und dann begann das Wasser von oben - wir zogen uns in den Schiffsbauch zurück.

Aus dem Schiffsbauch schließlich vertrieben mich die Pommesbuden-Gerüche, zurück also in die Dieseldämpfe. Wir dieselten wohl vor dem Wind und Gerüche sind so eine besondere Marotte, die ich mir leiste. Ich hasse alle möglichen Arten von Gerüchen: Essen, an der Tankstelle, Haarspray, vorbeilaufende Männleins und, noch schlimmer, Weibleins. Auch die Düfte in einer Drogerie finde ich unerträglich. Als ich aber vor langer Zeit in Mainz in einer Drogerie mal nach einer duftfreien Pflegeserie fragte, da hatte mich das Gefühl beschlichen, ich sollte lieber wieder gehen. Doch ich schweife schon wieder.
Einem der Seeleute fiel die blasse Gesichtsfarbe auf, er hielt sie lediglich für eine Folge der lustigen Seefahrt. Im gewissen Sinne hatte er ja Recht, ich widersprach also nicht.


Bei den Seehunden gab der Kapitän weniger Diesel in den Motor, außerdem drehte das Schiff ein bisschen und -schwupps- wurde es wunderbar frische Seeluft.

Den Kindern zuliebe hielt einer der mitfahrenden Ranger ein Schleppnetz in die Nordsee. Der Fang wurde in Gurkengläser verteilt und ausgiebig herumgereicht. Mitleid mit den aus ihrem Lebensraum gerissenen Viechern stellte sich auch ein, als ein Hering leblos im Wasser schwamm. Die Garnelen wurden dafür nicht mehr zu Krabben verarbeitet, dafür war die Reise nicht lang genug, für die Garnelen hätte das Mitleid aber nicht mehr ausgereicht, denn Krabben sind eine Leibspeise.

Nach der Rückkehr gab es dafür eine Einkehr. Im Mühlenrestaurant. Legga! Und als Abschluss des Tages schmiss ich noch eine Runde Kino. Ohne Pop Corn. WallE.

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