Freitag, Dezember 01, 2006

Geburtstagsfeier

Beinahe hätte ich von einem Gruselkabinett geschrieben. Die Uroma meiner Söhne ist seit heute 92 Jahre alt, was sich addiert zu vergesslich, schwerhörig, schlecht zu Fuß. Alle Enkel- und Urenkel, Nichten, Neffen, Verwandte um verschiedene Ecken sahen sich veranlasst, ihren alljährlichen Besuch abzustatten, die Oma meiner Söhne hektikte um alle herum, sie wollte es für alle so gemütlich wie möglich machen und verbreitete mit Kaffe Nachschenken, Kuchenwünsche Abfragen und nebenher Konversation Betreiben eine enorme Hektik. Als die kleinen Urenkel auftraten, bekam auch die Stimmung einen positiven Schwung, es geht doch nichts über liebreizende zweieinhalbjährige Mädchen mit einem sonnigen Wesen.

Den Höhepunkt erlebte die Uroma, als die Türe sich öffnete wie die Klappe eines Adventskalenders und herein trat der Herr Kaplan ... nein, nicht der vom Hui Buh natürlich, in der Katholischen Kirche ist ein Kaplan ein wichtiger Mann, er darf den Pfarrer bei den Besuchen der Geburtstagsgemeindemitglieder vertreten.

Heimlich bedauerte ich den recht jungen Mann - jedenfalls war er jünger als ich - der herzerwärmend auf die Uroma zutrat und sich ausdrücklich freute, sie endlich einmal kennenlernen zu dürfen, bevor er sich neben die Oma setzen und sich ungefragt ein Stück Schwarzwälder-Kirsch-Kuchen mitsamt einer Tasse Kaffee vorsetzen ließ.

Ab dem 90. Geburtstag entsendet die Kirchengemeinde alljährlich einen Grußboten und es werden immer mehr alte Leute - die 80er Geburtstage werden nur mehr im 5-Jahresrhythmus berücksichtigt, von denen gibt es noch zu viele.

Ich befürchte, ich ziehe die Art meiner eigenen Oma vor, jene, die sich mit 77 Jahren verabschiedete, die andere meiner Omas bedauert zutiefst, dass sie seit vielen Monaten, da führerscheinlos, ohne Auto auskommen muss und mit 92 ist man zwar in der Bewegungs- und Sehfähigkeit massiv eingeschränkt, doch zum Autofahren noch nicht zu alt ...

2 Kommentare:

  1. Oja, das erinnert mich an meine Großmutter. Die wurde zwar nur 77, hatte aber am ersten Weihnachtsfeiertag Geburtstag. So schön es die Jahre über war, an diesem Tag Gäste zu haben, so schlimm wurde es, als die letzten Jahre von ihrer Alzheimer-Krankheit bestimmt waren. Da mals ist ein wenig Weihnachten gestorben.

    Mein Ziel ist es ja, die 90 vollzumachen, für diesen Tag fit zu bleiben, um den Honoratioren, die an meinem Jubiläum vorbeischauen, meine Meinung um die Ohren zu hauen und dann abzutreten.

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  2. bis 90 waren beide Uromas noch sehr gut drauf ... und dann hatten sie irgendwie ein Ziel erreicht ...

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