Freitag, Dezember 22, 2006

wenn man in Versuchung gerät

Heute wollte ich eine Gans. Eine richtige Gans, so eine, die in deutschen Landen über grasige Wiesen wanderte und ein halbwegs vernünftiges Leben fristete, bevor sie sich im Ofen in einen schmackhaften Weihnachtsschmaus verwandelt.
Deswegen stürzte ich mich todesverachtend sogar an einem Freitag ins Getümmel, da die Läden in Kürze über drei Tage verschlossen sein werden. Drei Tage! Wer soll das aushalten!
Mit Entsetzen stellte ich fest, dass der Riesensupermarkt, der immer alles im Überfluss bevorratet, ausgerechnet an Weihnachtsgänsen gespart hat! Es waren nur noch Restbestände vorhanden von armem, polnischem Viehzeuchs, das sich im Laufe seines Lebens stopfen lassen musste, weil es komische Menschen gibt, die das so mögen. Auch eine Nachfrage beim Verkaufspersonal ergab keine Versteckten in Vorräten im Kühlhaus mehr, und so erwarb ich eines dieser armen Wesen. Ich weiß jetzt schon, dass ich das 5-Kilo-Vieh über 5 Stunden in der Bratröhre pflegen und gießen und meinen Männern nichts verraten werde, da doch eine Gans schlicht und ergreifend dazu gehört, doch ich werde kein Stück davon runterbringen ...

Die Forellen hingegen muss ich diesjährig erst für Sylvester fischen, denn am Fischweihnachtstag werden wir bei meiner Schwester einfallen ... nicht, dass wir dort auffallen werden, die Ärmste hat über alle Festtage das ganze Haus gerammelt voll mit Verwandtschaft ...

2 Kommentare:

  1. Also, ich will ja nix sagen, aber das mit der Gans macht man ja auch anders. Bei uns auf'm Dorf geht man einfach zum Nachbar oder Übernachbarn und sagt: "Haste mal ne Gans für mich?" Und dann hat man eine. Oder aber man besorgt eine TK-Gans entsprechend früh vor Weihnachten, weil, Verzeihung, am Freitag vor Weihnachten doch ALLE drauf kommen, dass sie noch eine Gans brauchen. Antizyklisch kaufen heißt mal wieder das Geheimrezept.

    Am coolsten finde ich es aber, wenn man eine echte, freilaufende Gans haben will, dass man manchmal zu irgendwelchen Bauern fahren kann, da sucht man sich eine Gans aus, irgendwann im Sommer oder so, was weiß ich, und dann krieg sie ein kleines Bändchen mit dem Namen ihrer Familie um den Hals und wird dann zu Weihnachten geschlachtet. DAS ist dann so in etwa, wie deine Gans sein sollte...

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  2. Gut, dass Du wortreich nichts sagen wolltest ;)

    Hier im Dorf mümmeln Hasen vor sich hin, so weit das Auge blickt, doch mit Gänsen und sonstigem Federvieh sieht es ganz, ganz schlecht aus. Die stehen in der Versorgungsgunst ganz weit unten in der Pfefferminzliste der Dorfbewohner.

    Und ich kann nichts dafür, dass der erste Weihnachtsfeiertag an dem Tag liegt, wenn die Läden schon den 2. Tag zu sind ... da mag ich mich nicht so rechtzeitig um den Erwerb eines Vogels kümmern, der anschließend mehr als 3 Tage bei mir herum liegt, denn die Kapazität des Gefrierschrankes ist eingeschränkt und überhaupt wollte ich zudem einen frischen, keinen aufgetauten Brutzelbraten ... wenn also mehr als 3 Tage vor der Zubereitung der Mahlzeit die Zutaten schon im Vorratsraum liegen, dann seh ich neben der Gans die Salmonellen hochwachsen und dann hab ich schon gegessen ...

    Die im Sommer selbst ausgesuchten (und vom Gänsevater liebevoll gepflegten und später geschlachteten und ausgenommenen) Gänse sind übrigens tatsächlich die Schmackhaftesten ... so eine hatten wir mal geschenkt bekommen und seither gibt es alljährlich einen Gänsebraten auf der Suche nach Wiederholung jenes Erlebnisses.

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